Handlungsanweisung zur Elternspionage

Eine Stiftung gibt mit staatlicher Unterstützung eine Broschüre heraus, die Erzieherinnen auffordert bei ihrer Arbeit mit Kindern die politischen Einstellungen der Eltern zu berücksichtigen.

Berlin, 30. November 2018

Liebe Blog-Leserinnen und liebe Blog-Leser,

befremdlich finde ich es, dass die Amadeu-Antonio-Stiftung mit finanzieller Unterstützung unseres Bundesfamilienministeriums eine Broschüre erarbeitet hat, die faktisch zur Gesinnungsschnüffelei auffordert. Die Broschüre trägt den Titel “Ene, mene, muh – und raus bist du! Ungleichwertigkeit und frühkindliche Pädagogik” und wird von Bundesministerin Giffey mit einem Grußwort beworben.
Erzieherinnen sollen unsere Kinder betreuen, bilden und Werte vermitteln, nicht aber die politische Gesinnung der Eltern überprüfen und korrigieren. Wenn Erzieherinnen und Erzieher zu Überwachern und zum Korrektiv der elterlichen Gesinnung werden sollen, überschreitet das Grenzen. Die Broschüre enthält absurde Fallbeispiele und Vorschläge. So wird erklärt, woran „gefährdete“ Kinder aus „völkischen Familien“ erkannt werden können. Zum Beispiel daran, dass Mädchen Zöpfe und Kleider tragen und daheim zu Haus- und Handarbeiten angeleitet werden. Eine Broschüre, die Vorurteile bekämpfen will, vermittelt selbst welche. Unangenehm fällt auch die einseitige Fixierung auf rechtsextremistische oder rechtsradikale Elternhäuser auf. Dass Gefahren auch von linksextremistischen Eltern ausgehen können, kommt den Verfassern gar nicht in den Sinn. Das Heft ist sicherlich gut gemeint, aber eine quasi Handlungsanweisung zur Elternspionage und Elternerziehung für Erzieherinnen passt nicht zu unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Das geht wirklich zu weit.

Herzlichst

Ihre Sylvia Pantel