Gender-Mainstreaming – Wissenschaft oder Ideologie?

Es geht schon lange nicht mehr um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern

Berlin, 17. Februar 2016

Liebe Blog-Leserinnen und liebe Blog-Leser,

was bedeutet Gender-Mainstreaming? Zu dieser Diskussion hatten meine Bundestagskollegen Josef Rief, Martin Patzelt, Eckhard Pols, Ronja Schmitt und ich den Osnabrücker Sozialwissenschaftler Professor Manfred Spieker und die Journalistin Birgit Kelle in den Bundestag eingeladen. Zahlreiche Unionskollegen waren dabei und haben sich informiert.

gender

Bevor man über dieses Thema spricht, müssen erst einmal die Begriffe klar sein. Der aus dem Englischen übernommene Fachbegriff „gender“ meint das kulturell oder sozial konstruierte Geschlecht und steht im Gegensatz zum biologischen Geschlecht männlich/weiblich, welches auf Englisch „sex“ genannt wird. Professor Spieker gab einen kurzen Abriss über die Geschichte und die Philosophie des Gender Mainstreaming. In den politischen Anfängen hatte Gender-Mainstreaming die Beseitigung von Ungleichheiten zwischen den beiden Geschlechtern als Ziel – Im Sinne von mehr Gleichberechtigung für Frauen. Ohne parlamentarische Debatte wurde Gender-Mainstreaming, also die Wahrnehmung der Auswirkungen von Entscheidungen auf Frauen und Männer, in vielen Bereichen unseres Lebens verpflichtend eingeführt. Das hat inzwischen auf einigen Ebenen absurde Dimensionen erreicht, die uns sehr viel Geld kosten, deren Nutzen für die Gesellschaft aber fragwürdig ist. Dass das Gender Mainstreaming zu einer Modewissenschaft geworden ist, erkennt man schon daran, dass an allen Universitäten Lehrstühle für Gender Studies geschaffen wurden. Nach Spiekers Auffassung handelt es sich bei der Gender-Theorie um eine Ideologie, die in ihrem Extrem die Heterosexualität als Norm infrage stellt und die Natur von Mann und Frau nicht akzeptiert. Er fordert deshalb einen besonderen Schutz für die Ehe zwischen Mann und Frau, die auf einen Beitrag zur Regeneration und damit auf Zukunftsfähigkeit ausgelegt ist.

Praktische Beispiele der Gendertheorie mit merkwürdig bis absurd anmutenden Fallbeispielen, gab die Journalistin und Autorin Birgit Kelle. Bei Gender-Mainstreaming gehe es schon lange nicht mehr um Frauenrechte und die Gleichberechtigung von Frauen und Männern, sondern heute ginge es um die sexuelle Orientierung und die Vielfalt der Geschlechter. Sexualität soll scheinbar möglichst schon im Kindergartenalter eine Rolle spielen. In einigen Bundesländern gibt es Bestrebungen, diese als selbstverständlichen Bestandteil aller Unterrichtsfächer an Schulen zu etablieren, auch an Grundschulen. Birgit Kelle beschrieb die unsägliche Sternchen-Unterstrich- und andere Sprachveränderungen durch die die sexuelle Vielfalt sprachlich abgebildet werden soll. Für Unsummen werden Bücher, Infoblätter und Broschüren gedruckt, und an anderen Stellen fehlt Geld für neue Schulbücher. Auch werden deutsche Texte schwerer zu verstehen sein, nachdem sie richtig gegendert wurden. Birgit Kelle erläuterte unter anderem eine Stellenausschreibung für einen Hausmeister, in der für handwerkliche Tätigkeiten Genderkompetenz verlangt wird.

Ich will in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass Genderkritiker von deren Gegnern schnell in die frauenfeindliche, homophobe oder sogar rassistische Ecke gestellt werden. Häufig haben diese Genderideologen die Kritik an ihrem Fach gar nicht gelesen. Wenn man sich mit der Materie beschäftigt, hat man schnell das Gefühl, dass die Genderfroscher überhaupt nicht an einer wissenschaftlichen Diskussion interessiert sind. Vorsichtige Unterstützung finden die Genderkritiker aber inzwischen bei den Biologen, die mit ihren Forschungsergebnissen die unterschiedlichen Merkmale zwischen den zwei Geschlechtern belegen können. Aus der lebhaften Diskussion ist vor allem festzuhalten, dass wir bei aller Vielfalt der Positionen die Auswirkungen einer aufgedrängten sexuellen Vielfalt auf die frühe Entwicklung und Identitätsfindung der Kinder nicht außer Acht lassen dürfen. Kinderschutz und eine unbeschwerte Kindheit muss für uns Vorrang haben. Aufklärung und Sexualkunde sind eine Sache. Frühsexualisierung von Kindern und Gender-Studies-Hysterie sind etwas anderes.

Herzlichst

Ihre Sylvia Pantel

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Rundbrief Nr. 3-2016 Sie möchten den gesamten Rundbrief von Sylvia Pantel zukünftig per Email erhalten? —> weiter