Neue EU-Regelung zur fremdnützigen Forschung

Die Reform sieht vor, dass nichteinwilligungsfähige Erwachsene an Arzneimittelstudien teilnehmen sollen, auch wenn sie selbst keinen Nutzen davon haben.

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Berlin, 21. Oktober 2015

Liebe Blog-Leserinnen und liebe Blog-Leser,

ein ethisch vielschichtiges Thema ist die Frage nach fremdnütziger Forschung an nicht mehr einwilligungsfähigen Personen. Im Oktober 2018 wird eine EU-Regelung wirksam, die viel mehr Forschung auch an Personen erlauben würde, die nicht darin eingewilligt haben. Das EU-Recht lässt den nationalen Parlamenten die Möglichkeit offen, durch eigene Gesetze diese Verordnung einzuschränken. Im Bundestag diskutieren wir nun darüber, welche Forschung wir zulassen wollen, und welche nicht. Die Reform sieht vor, dass nichteinwilligungsfähige Erwachsene an Arzneimittelstudien teilnehmen sollen, auch wenn sie selbst keinen Nutzen davon haben. Das würde bedeuten, dass etwa an einem schwer an Demenz erkrankten Menschen auch dann Medikamente getestet werden dürften, wenn diese Tests ihm selbst gar nicht mehr helfen können. Auch dürften dann Medikamente an diesem Patienten getestet werden, die nichts mit seiner eigentlichen Erkrankung zu tun haben. Diese sogenannte „gruppennützige“ oder „fremdnützige“ Forschung war bisher in Deutschland verboten. Aus Sicht der meisten Ärzte und sogar der Arzneimittelforscher besteht aber gar kein zwingender Grund oder Bedarf nach einer solchen Forschung. Ganz im Gegenteil würde Forschung an Menschen, die darin zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr einwilligen können, einen Tabubruch bedeuten. Wer weiß wohin das führen könnte? Vor Monaten wurde ich auf dieses Thema aufmerksam und habe mich dafür eingesetzt, dass wir uns noch einmal intensiv mit dieser Problematik beschäftigen. Am Mittwoch war nun eine Anhörung zu diesem neuen Arzneimittelgesetz. Die Anhörung bot den Abgeordneten die Möglichkeit Fachleuten Fragen zu stellen. Im Ergebnis hat mich diese Anhörung darin bestätigt, dass wir es nicht zulassen dürfen, dass an nichteinwilligungsfähigen Menschen geforscht wird, ohne dass diese selbst von dem Arzneimittel profitieren können.

Herzlichst

Ihre Sylvia Pantel